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Eine krisenfeste Landwirtschaft ist auf funktionierende Ökosysteme angewiesen

Und dazu gehören Wasser und Boden. Die Wasser-Arbeitsgruppe des Landkreises hat versucht, die Dramatik des Wasserverlustes durch vermehrte Verdunstung, deutlich nachlassende Niederschläge und gestiegener Grundwasserentnahmen abzubilden.  Die AG wurde gebildet, weil das Verständnis im Kreistag sehr auseinanderging was ist erforderlich und wer und womit muss er unterstützt werden? Wir gingen vom Niedrigwasserkonzept des Landes aus, das in der Bauernschaft viel Unmut erzeugte, holten Referenten aus dem Ministerium hinzu, befragten die Gewässerunterhaltungsverbände sowie die Trinkwasserver- und die Abwasserentsorger, und „löcherten “ die Untere Wasserbehörde mit unseren Fragen. Ich spreche aber hier nur für mich, denn der Bericht ist eine Gemeinschaftsarbeit aller im Kreistag vertretenen Fraktionen und hat so in Gänze Bestand. Der Dank geht an die Fraktionen im Kreistag, die sich ein Jahr lang neben ihrer beruflichen Tätigkeit mit dieser, oft nicht einfachen Materie auseinandersetzten.  Der Bericht ist nicht abschließend und weitere Schwerpunkte, die wir nur streifen konnten, sollen Anlass sein, in den Kommunen das Thema Wasser  weiter zu bearbeiten.  Das Wasser ist und bleibt knapp – dessen müssen wir uns alle bewußt sein. Lesen Sie selbst, diskutieren Sie mit und schaffen Sie in Ihrer Umgebung Wasserversickerungsmöglichkeiten.
Ihre ELKE SEIDEL

Hier finden Sie den Abschlussbericht (pdf-Datei)

Aus der Balance: Arbeitsgruppe des Kreistages legt Abschlussbericht vor und fordert grundlegende Änderungen im Umgang mit Boden und Wasser

Von Jens Steglich

„Wir sind in einer Wasserkrise“

Potsdam-Mittelmark. Die Arbeitsgruppe (AG) des Kreistages, die sich seit Ende 2021 mit der Wasserproblematik in der Region befasst, hat ihren Abschlussbericht vorgelegt. In dem Papier, das am 2. März dem Kreistag vorgestellt werden soll, kommt die AG zu dem Befund: „Wir befinden uns in einer Wasserkrise.“

Höhere Verdunstungsraten durch die Klimaerwärmung, weniger Niederschlag im Sommer und weiter steigende Grundwasserentnahmen lassen den Wasserhaushalt aus der Balance geraten. Während die Grundwasserneubildung seit Jahren ein Defizit aufweise, wachse die Bevölkerung und entstünden neue Baugebiete, was die Grundwasserentnahmen weiter erhöhe. „Das führt dazu, dass wir früher oder später ein Problem bekommen, eher früher als später“, sagt Elke Seidel (Grüne), Vorsitzende der Arbeitsgruppe Wasser. „Die Lage ist dramatisch“, sagt sie und sieht im AG-Bericht die Botschaft: „Wir müssen den Umgang mit Wasser und die Landnutzung komplett ändern, das gilt für die Landschaft, den eigenen Garten und für die Flächen, die wir bebauen und versiegeln.“ Stückwerk reiche nicht, „es sind grundlegende Veränderungen notwendig“, sagt sie.

„Das Gebot der Stunde ist der sparsame Umgang mit der knappen Ressource und der Rückhalt des Wassers“, heißt es in dem Papier. Als Stichworte werden unter anderem die Minimierung der Oberflächenversiegelung und ein funktionierendes Stausystem genannt, um Wasser in der Landschaft zu halten. „Wir müssen erreichen, dass das wenige Niederschlagswasser nicht wegfließt, sondern im Boden versickern kann“, sagt Seidel. Vor der Aufstellung von Bebauungsplänen soll das „Trinkwasser-Dargebot durch den Versorger und die Untere Wasserbehörde geprüft werden“, schlägt die AG beispielsweise vor. „In die Bauleitplanungen sind Maßnahmen zur Umsetzung von Begrünungen, Verschattungen, Schwammstadt und weitere Klimaanpassungsmaßnahmen aufzunehmen“, heißt es in dem Papier, dem alle Mitglieder der AG und damit die Fraktionsvertreter aus dem Kreistag zugestimmt haben. „In wasserrechtlichen Erlaubnissen“ zur Grundwasserentnahme müsse zudem über Vorgaben eine „nachhaltige Ressourcenschonung des Grundwassers“ abgesichert werden.

Im Papier werden auch Zahlen genannt: Im Kreis-Gebiet entnehmen Wasserwerke pro Jahr etwa 19,35 Millionen Kubikmeter aus dem Grundwasser, Landwirtschaftsbetriebe noch einmal 6,57 Millionen Kubikmeter. Dafür haben sie eine wasserrechtliche Erlaubnis. Landwirte dürfen zudem jährlich gut eine Million Kubikmeter Wasser aus Oberflächengewässer nutzen. Insgesamt sind es derzeit jährlich etwa 26,9 Millionen Kubikmeter Wasser, die dem Boden und der Landschaft entnommen werden. Was die Arbeitsgruppe auch bemängelt: Es fehlt ein genauer Überblick, wie viele private Brunnen genutzt werden. Die Zahl der anzeigepflichtigen Gartenbrunnen ist laut Bericht im Landkreis von 51 im Jahr 2017 auf 282 in 2021 gestiegen.

Die AG mahnt an, gebrauchtes Wasser als Ressource zu verstehen. „Wir fordern vom Land, die rechtlichen, finanziellen und auch die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass gereinigtes Abwasser vor Ort in der Landschaft gehalten werden kann.“ Gesundheitsgefährdungen seien dabei grundsätzlich auszuschließen. Soll heißen: Dieses Wasser muss sauber sein. Es geht letztlich um die Herstellung von Kreisläufen. Bislang wird das Grundwasser für die Trinkwasserförderung aus dem Boden geholt und nach dem Gebrauch ins Klärwerk transportiert. Das geklärte Abwasser fließt dann über Kanäle und Flüsse in die Nordsee und ist damit für die eigene Landschaft, aus der es gewonnen wurde, verloren. Die AG-Chefin plädiert dafür, „auf jeder Fläche wieder kleine Kreisläufe herzustellen“, und ist doch skeptisch, dass es gelingt: „Wir müssen es versuchen, aber wir werden es nicht schaffen.“ Die Einsicht in die Notwendigkeit fehle. „Viele Leute verstehen noch nicht, was da auf sie zukommen wird“, so Seidel.

Quelle: MAZ vom 28.01.2023, Seite 23