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Die Sommerferien gehen zu Ende, das normale Leben beginnt

Beginnt das normale Leben? Können Sie den Sommer wirklich abhaken und zum normalen Alltag übergehen? Es gab viele Wetterextreme in diesem Sommer – in jeder Region, in jedem Land. Viele Menschen haben enormes Leid erfahren – durch Hitze und Hitzetote, durch Überschwemmungen und Verlust von Hab und Gut. Die Hilfsbereitschaft war und ist groß. Das sind wir auch allen Opfern schuldig. Aber reichen diese Aktionen, die im Notfall unbedingt erforderlich und hilfreich für Einzelne sind? Wir sollten nach dieser Zeit innehalten – und uns fragen, was können wir tun, um uns und unser tägliches Leben den extremen Wetterlagen anzupassen!  „Die Anstalt“ – Sendung vom ZDF – hatte diesmal einen Gast: die Wirklichkeit. Sie kam schmutzig und zerzaust gerade aus den Überschwemmungsgebieten zurück und sie sagte uns deutlich und schonungslos, was in Zukunft ab jetzt zu tun ist. Sie zählte alle Schwächen der nicht optimalen Wahlversprechen auf. So zum Beispiel die Steuererleichterungen und Steuerbelastungen. Die FDP und die CDU/CSU haben mit ihren Vorschlägen Steuererleichterungen für Vielverdiener in Milliardenhöhen aufgezeigt, nur ganz gering profitieren die Niedriglohnempfänger. Die Programme der LINKEN, der SPD und der Grünen weisen dagegen Steuererleichterungen für über 90 Prozent der Bevölkerung auf. Und das sind die Niedriglohnempfänger. Die Grafiken dazu waren überzeugend. Für den Steuerzahler erkennbar waren dabei die Gaben in Millionenhöhen bei Linke, SPD und Grünen, aber in zweistelliger Milliardenhöhe bei CDU/CSU und FDP für die Verdiener ab 250 Tausend Euro pro Jahr. Nachzuhören in der Mediathek, „Die Anstalt“ vom 23.07.21, es lohnt sich.    Die Wirklichkeit verwies unter anderem darauf, dass der Abstand eines Windrades zu Siedlungen 1000 m Gesetzeslage ist. Der Abstand eines Kohletagebaues aber nur 150 m. Wundert sich jemand darüber? Die Wirklichkeit bedauert den Mainstream der Zeit: “Ich gehe auf die Menschen zu, aber sie laufen vor der Wirklichkeit davon.“

In der Zeit online fand ich einen interessanten Artikel mit Prof. Huq, Klimaforscher aus Bangladesch. Er berichtet, wie in Bangladesch, das durch gehäufte Überschwemmungen und durch den steigenden Meeresspiegel zunehmend bedroht wird, bereits in der Schule das Verhalten bei drohenden Katastrophen geübt wird.  Zitat: „Huq: Die Kinder in der Schule lernen, was zu tun ist. Jedes Jahr halten sie eine Hochwasserübung ab. Dann kennen sie die wichtigen Notsignale. Sie wissen, wann ihr Dorf evakuiert werden muss, wer dabei Hilfe braucht, wie man helfen kann und wo sich die Menschen dann versammeln sollen. Wir haben in Bangladesch immer noch häufig Überschwemmungen. Sie richten immer noch große Schäden an. Menschen verlieren ihre Häuser, ihre Felder, ihre Ernten. Aber in der Regel sterben sie nicht mehr. Vor einem Jahr gab es in Bangladesch einen schlimmen Wirbelsturm. Früher hätten darin hunderttausend Menschen sterben können. Dieses Mal waren es nur einige Dutzende, und es waren alles Fischer, die draußen auf See waren und nicht rechtzeitig wieder an Land gekommen sind. Wir verlieren keine Menschenleben, weil wir es normalerweise schaffen, die Siedlungen rechtzeitig komplett zu evakuieren.“ Bangladesch hat ein sehr detailliertes Warnsystem mit einer abgestuften Warnskala. Alle Menschen werden über das Mobiltelefon erreicht.

Haben wir ein solches allgemeinverständliches Warnsystem, und wissen wir sofort, was dabei zu tun ist? Ich denke, hier hat Deutschland Nachholbedarf. Es wird ja diskutiert, das alte Sirenensystem zu reaktivieren. Welche Warnsignale gibt es bei uns in der Stadt? Ich gestehe, ich kenne nur wenige – die Sirenen heulen bei Waldbrand, dreimal. Gibt es weitere Signale, die die Menschen auf Gefahren aufmerksam machen, den Probelauf der Sirenen am Sonnabend mal ausgenommen?

Und für unsere Städte müssen wir neue Strukturen schaffen. Wir sind jetzt deutlich von den Folgen des Klimawandels betroffen: zunehmende Hitze, Trockenheit und Starkregen, alles stellt eine enorme Belastung für alle Menschen dar. Wir müssen lernen, mit Grün in der Stadt und Wasser in der Stadt sparsam und richtig umzugehen. Und jeder einzelne Bewohner sollte sein Verhalten anpassen.  Die verlandenden Seen werden uns begleiten, wir müssen sparsam mit dem Nass aus der Trinkwasserleitung umgehen. Und wir sollten überall das Regenwasser speichern und langsam vor Ort versickern lassen. Jeder nicht gefällte Baum, jede nicht gerodete Hecke und jede flächendeckende Vegetation hilft, die Landschaft zu kühlen.

Niemand nimmt uns die Verantwortung ab. Nein, wir sind für unser Handeln und unser Nichthandeln selbst verantwortlich.  Und unsere Enkel und Urenkel werden uns in naher Zukunft fragen: “Warum? Habt Ihr wirklich alles erforderliche getan?“

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit, die richtigen Entscheidungen im täglichen Handeln und verbleibe mit sonnen-energi(E )schen Grüßen Ihre ELKE SEIDEL

Dr. Elke Seidel, Umweltmedizinerin, Pulmologin, Fraktionsvorsitzende der grün-gelben Stadtfraktion und der grünen Kreistagsfraktion; Beelitz, 02.08.2021

(Bild von Gerhard G. auf Pixabay)