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Ein Blick von oben reicht nicht aus ……

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

im Umweltausschuss haben wir gestern das Verfahren zum Flächennutzungsplan 2040 beraten. Bitte denken Sie jetzt nicht, „2040? FNP? Was soll das, und solche Verfahren interessieren mich nicht.“ Solche Verfahren sind spannend, und jeder sollte die Grundzüge kennen und sich damit auseinandersetzen, auch wenn es vielleicht etwas anstrengend ist.  Der Flächennutzungsplan ist der einzige Plan, aus dem heraus sich Bebauungspläne zukünftig entwickeln lassen – sollten. Bisher haben wir in Beelitz nur in den Ortsteilen Schlunkendorf, Busendorf, Salzbrunn, Rieben, Zauchwitz, Schäpe, Buchholz und  Elsholz einen genehmigten Flächennutzungsplan, die anderen Ortsteile Beelitz (mit Beelitz-Heilstätten und Schönefeld), Wittbrietzen, Reesdorf und Fichtenwalde haben ihre B – Pläne bisher ohne eine städtebauliche Grundlagenplanung erstellt.  Jetzt wird der gemeinsame, alle Ortsteile umfassende Flächennutzungsplan in Angriff genommen.  Irgendwie erscheint nach der Diskussion im Umweltausschuss die Herangehensweise aber etwas verwirrend. Es wäre wichtig, dass zuerst eine Festlegung der Stadt auf Entwicklungsachsen und auf einen möglichen Bevölkerungszuwachs erfolgt, damit die Infrastruktur, die es vorzuhalten gilt, der Entwicklung auch standhalten kann (Schule, Kita, Straßen, Trink- und Abwasser, soziale Einrichtungen wie Mehrgenerationshäuser, Sportplätze, Sporthallen, Treffpunkte, Vertretungen). Denn wir merken ja immer wieder, dass die soziale Infrastruktur leicht erst „hintenan“ kommt.  Und deshalb fanden wir es sehr merkwürdig, dass in dem Entwurf zum Flächennutzungsplan zum Beispiel die Zuckerwiesen überbaut werden sollen, mit der Erklärung, der Planer schaut nur von oben und baut.  Siehe Grafik:

Die Zuckerwiesen sind eine Kaltluftentstehungsfläche, eine Frischluftschneise – sie muss erhalten und von jeder Bebauung freigehalten werden. Sie sind schon jetzt sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, die Verdichtungen sollten langsam zurückentwickelt werden.  In der Grafik sind die dunkelgrünen Darstellungen sehr mächtige, naturnahe Moore – diese gilt es zu erhalten und vor jeglicher Zerstörung und Verdichtung zu schützen.  

Im Entwurf des FNP sind großflächige Gewerbegebiete mit und ohne Sondernutzungen ausgewiesen.  Die Frage ist zu stellen und zu beantworten, welche Entwicklung der heimischen Gewerke erfordert Gewerbeflächen an allen Ecken des Stadtgebietes? Wir sollten auf Wohnungsbau (und auch für Mehrgenerationen)  und Zuzug setzen, und durch eine kompakte Bauweise und Innenverdichtung die Neuversiegelung in Beelitz reduzieren und die weichen Standortfaktoren wie Grünflächen, Biotopverbünde, Rad- und Wanderwege usw. voranbringen.
Dann fällt noch auf, dass sehr viel Wald geopfert werden soll für diese Gewerbe- und Sondernutzungen.   Gewerbe an der A9  und  in den Wald gesetzt – damit bahnen wir  den Weg zum Industriegebiet A9/A10 Seddiner See. Es gibt aber den politischen Konsens, keine Waldflächen mehr zu roden und das Industriegebiet A9/A10 wollen wir nicht!

Stattdessen wäre die Überlegung, bereits versiegelte Flächen, wenn sie nicht rückgebaut werden können, zu nutzen. So soll der LAGA-Parkplatz zurückgebaut werden. Ein Teil verbleibt als Reisemobilstellplatz und Parkplatz. Der Rest westlich davon soll laut Genehmigung zurückgebaut und wieder landwirtschaftliche Fläche werden. Die landwirtschaftliche Fläche ist aber umzingelt – von Feuerwehr, Reisemobilstellplatz und Parkplatz sowie von den Kleingärten an der Altstadt. Hier empfehlen wir, eine Überlegung anzustellen, die nicht gleich abgewiesen werden sollte, sondern geprüft werden könnte: Die versiegelte Fläche bleibt bestehen.  Die Polizei würde gerne den oberen Teil in Höhe der Feuerwehr für ihr neues Polizeigebäude nutzen (Synergieeffekte mit der Feuerwehr und Ambulatorium), der untere Teil könnte als Platz für fliegende Bauten wie Zirkus und größere Freiluftveranstaltungen genutzt werden.
Vieles vom Niedergeschriebenen lässt sich nicht im FNP, Flächennutzungsplan festhalten, aber einiges doch. Und andere Punkte sollen zum Nachdenken anregen.
Im Umweltausschuss wurde einstimmig die Bebauung der Zuckerwiesen abgelehnt, die vielen Gewerbeflächen sind dringend zu überarbeiten und eine Waldnutzung/Rodung ist ebenso abzulehnen. Das Industriegebiet A9/A10 mit einer Straße von Beelitz-Heilstätten durch den Stadtwald nach Seddin lehnte der Ausschuss zum wiederholten Male ab, und auch der Bürgermeister und die Stadtverordnetenversammlung tun dies.
Ich bedanke mich, dass Sie dieses trockene, aber spannende Thema bis hierher mitverfolgt haben. Fragen Sie nach und informieren Sie sich. Ich stehe ihnen für Fragen jederzeit zur Verfügung und würde mich über Ihre Reaktionen, Anmerkungen, Nachfragen und sonstige Beiträge freuen. Ich verbleibe mit sonnen-energi(E )schen Grüßen Ihre Dr. ELKE SEIDEL
Fraktionsvorsitzende Bü90/Grüne in der Stadtverordnetenversammlung.
www.elke-seidel.de

Beelitz, 01.09.23  
Foto: Bild von Pexels auf Pixabay