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Graben wir uns das Wasser ab?

Der Versuch einer verständlichen Zusammenfassung bekannter Daten und Fakten

Die Arbeitsgemeinschaft “Wasser“ des Bundes für Umwelt und Naturschutz lud mich zum Tag des Wassers am 22.03. ein, um über den Kreistagsbericht zum Thema Wasser, an dessen Erarbeitung ich als Leiterin der Gruppe maßgeblich beteiligt war, zu sprechen. Als weiteren Referenten traf ich dort Prof. Manfred Stock vom PIK, mit dem ich seit dem Jahr 1995 in verschiedenen Beiräten zusammengearbeitet habe, zum Beispiel im  Umweltbeirat/Ressourcenschutzbeirat/ Nachhaltigkeitsbeirat. Bereits damals warben wir für eine Landnutzungsänderung hin zum funktionalen Naturschutz auf der gesamten Landesfläche in Verbindung mit einem gesunden Landschaftswasserhaushalt. Wir konnten jetzt feststellen, dass sich so langsam diese alte Erkenntnis durchsetzt und in allen Ebenen, ob Kommunen oder Landwirte,  an einer „Gesundung“ des Ökosystems mit unterschiedlicher Geschwindigkeit gearbeitet wird.  Gesundung heißt: geänderte Landnutzung in allen Bereichen und Wasserrückhalt auf allen Flächen.

Das Grundwasserdefizit in den komplexen Grundwasserleitern hat seit 2017 deutlich zugenommen, überall zeigt sich der gesunkene Pegel – auch die Regenfälle der letzten Zeit haben ihn kaum berührt, geschweige aufgefüllt. Das Grundwasserdargebot (in der Grafik blau) im Grundwasserleiterkomplex ist die Summe aller positiven Teile der Wasserbilanz (Grundwasserneubildung, Anreicherung), davon ist theoretisch nur ein Teil mit technischen Mitteln  gewinnbares Grundwasser (in der Grafik grün) mit fassungsverträglichen Absenkungstrichtern. Dann gibt es einen deutlich kleineren Bereich an nutzbarem Grundwasserdargebot (in der Grafik gelb), welches unter definierten ökologischen und ökonomischen Randbedingungen gewonnen werden darf. Die Begrenzung der Entnahme ist erforderlich, um u.a.  Salzwasserzutritte zum Trinkwasser und die Mobilisierung von Schadstoffen zu verhindern. Nur dieser kleine  gelbe Teil steht zur Entnahme zur Verfügung – und deshalb ist es wichtig, die Grundwasserentnahmen für Trinkwasser, gewerbliche Nutzungen und sonstiges sehr sorgfältig abzuwägen.

(Untere Wasserbehörde Potsdam-Mittelmark)

Salzwasserzutritte sind auch in Beelitz möglich. Bereits im Umweltgutachten zum Rahmenbetriebsplan für den Rückbau des Untergrundspeichers Buchholz wurde festgestellt, dass durch die hohen Grundwasserentnahmen für die Beregnung von Spargel und anderen Anpflanzungen der Druck des Salzwassers nach oben zugenommen hat. Wenn weiterhin so intensiv Grundwasser gefördert wird, droht das Salzwasser an die Oberfläche zu gelangen. 

Viele Entwicklungen beeinflussen ebenso sehr stark die Entnahme aus diesem kleinen nutzbaren Grundwasserdargebot. So die Entwicklung der Einwohnerzahlen und die damit verbundene Erhöhung des Trinkwasserbedarfes. Hierbei haben die Abwasser- und Trinkwasserverbände eine große Verantwortung, wenn sie vorgelegte B-Pläne zur Bebauung beurteilen müssen, wie diese auf das Trinkwasserreservoir wirken.

Die Kreisvolkshochschule PM und die VHS anderer Landkreise führen im Juni einen Themenmonat „Wasser“ durch, um allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit für Informationen, Erkenntnisse, Daten und Fakten zum Umgang mit Wasser zu eröffnen. Vielleicht treffen wir uns dort. Bitte beachten Sie dazu die  Aushänge und Ankündigungen in den regionalen Medien.

Wir brauchen dringend die Landnutzungsänderungen und den Wasserrückhalt überall. Alle  Versiegelungen müssen überprüft werden. Die Trinkwasserressourcen sind  begrenzt, und der Wasserkrieg hat schon längst begonnen! Hier können auch die Stadtverordneten aktiv werden, um unser kostbares Nass in der Region zu behalten.

Das Gewässerentwicklungskonzept Nieplitz haben wir in einem Hauptausschuss vor Jahren beraten. Danach erfolgte der Planfeststellungsbeschluss und die Umsetzung zur Renaturierung der Nieplitz kann beginnen, und sie hat ja schon begonnen. Der politische Raum und die Verwaltung können unterstützend mithelfen, indem die Stadt Tauschflächen zur Verfügung stellt, um das mäandrierende Nieplitzbett zu ermöglichen und zu vervollständigen, damit spätere Überflutungen beherrschbar sind. Leider mussten wir im Umweltausschuss, als wir über die Moore berieten, feststellen, dass die Unterstützung durch die Stadt etwas nachgelassen hat. Und dabei ist die  Klage von Landwirten und des Gewässerunterhaltungsverbandes gegen den Planfeststellungsbeschluss nicht förderlich. Warum befürchten Landwirte, dass zurückgehaltenes Wasser ihnen schadet? Sie brauchen das Wasser doch – und das tagtäglich.  Schade, eine gute Chance ist – vielleicht noch nicht ganz – vertan. Denn nach dem Regen ist vor der Dürre.

Helfen Sie mit, kleinteilige Rückhaltemöglichkeiten für Wasser zu schaffen. Eine Zisterne, um Regenwasser aufzufangen,  gehört auf jedes Grundstück, ebenso wasserdurchlässige Wege und ein lockerer mit Vegetation bedeckter Boden.

In dicht besiedelten Bereichen sollte das Konzept der Schwammstadt Einzug halten. Das bedeutet nur, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, Regen und Starkregen auf der Fläche zu halten, zurückzuhalten, große Mengen an Wasser aufzunehmen und später zeitverzögert wieder abzugeben – damit es eben vor Ort versickert und seine kühlende Wirkung entfaltet. Ein sehr gutes Beispiel könnte in der Beelitzer Mitte (ehemals Struikfood) entstehen, denn der Regenwasserkanal, der die anliegenden Straßen entwässert, kann keinen Starkregen aus diesem Gebiet mehr verkraften. Lassen Sie uns darüber beraten. 

Und es gibt viel zu tun. Ich bin der festen Überzeugung, bei gemeinsamen Gesprächen über dieses Thema kommen viele Idee zu Tage, die man gemeinsam zu einem  Ziel verbinden kann.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und Gesundheit, und verbleibe mit sonnen-energi(E )schen Grüßen Ihre Dr. ELKE SEIDEL, Kreistagsabgeordnete, Fraktionsvorsitzende  Beelitz, 24.03.24