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Klimawandel in Beelitz, Teil 1

Klimawandel und ein anderes, lang bekanntes Energieflusssystem

Wer heute noch leugnet, dass sich das Klima ändert und uns Risiken bringt, die wir bisher nicht kannten, der schließt die Augen vor der Realität. Die immer wieder genannten Chancen durch den Klimawandel relativieren sich mit jedem Tag. Wir müssen den Änderungen begegnen und uns anpassen. Aber wie? Und haben wir noch Chancen, wenn wir jeden Tag so weiterleben wie bisher? Ich appelliere an alle Leserinnen und Leser der Beelitzer Nachrichten und der anderen Medien: Haltet endlich inne und bewertet jeden Schritt, den Ihr geht, täglich neu! Es ist sicher richtig, dass wir nicht alles auf einmal ändern können, aber was sehen wir denn in unserer Umwelt für Schritte, die an ein wirkliches Umdenken erinnern?

ALLE Straßen- und Wegeränder werden weiterhin gemäht und kurzgehalten, auch in Beelitz.  Viele Gärten werden immer noch geputzt, die Wildkräuter werden nicht genutzt als Mulch oder Kompost oder Salat, nein, noch immer werden alle Zünsler oder Käfer, die mal auf Grund der Witterung vermehrt auftreten, vernichtet. Ich gebe zu, eine gewisse Änderung im Umgang mit der Natur ist erkennbar. Aber die landwirtschaftlichen Schläge sind immer noch groß, dabei wissen alle, dass es wichtiger für die Wasserhaltung und Schutz vor Erosionen ist, wenn wir kleinteilig bewirtschaften und Ackerränder mit Gehölzen durchsetzen. Und wie verschwenderisch gehen wir eigentlich noch immer mit unserem Wasser um? Wird es auch in diesem Jahr Einschränkungen im Wasserangebot geben?

Und was macht in dieser chaotischen Zeit die Energiewende weg von den fossilen und atomaren Energieträgern hin zur alleinigen „Sonnenwirtschaft“? Ich höre meine geliebten Kontrahenten schon wieder aufschreien, dass es ja in der Nacht dunkel sei und die Sonne nicht scheine. Aber, haben wir nicht gelernt, dass man im Überfluss sammeln muss, um bei Knappheit etwas „zum Essen“ zu haben? Im Überfluss der Sommersonne sammelt die Natur die Kräfte, schenkt uns Pflanzen und Obst im Überfluss – und was machen wir? Wir sammeln für den Winter, konservieren, legen ein, wecken ein oder frieren ein. Genauso müssen wir es mit den erneuerbaren Energien tun, die uns im Sommer als Sonne und Wind und Biomasse im Überfluss zur Verfügung stehen (siehe Bild).  Speichern, nutzen und speichern. Das ist einfacher als viele denken. Ich halte es mit Hermann Scheer, der sagte: Der größte Fehler ist zu glauben, dass die Antworten auf die Fragen der heutigen Zeit komplex sein müssen. Und Hermann Scheer beruft sich in seinem Buch „Der energetische Imperativ“ auf Wilhelm Ostwald. Das tue ich auch gerne, denn viele meiner Artikel habe ich mit seinem Motto bereichert. Wilhelm Ostwald, Nobelpreisträger für Chemie im Jahre 1909, behauptete bereits Anfang des 20. Jahrhunderts „Die dauerhafte Wirtschaft muss ausschließlich auf die regelmäßige Benutzung der jährlichen Strahlungsenergie begründet werden.“  Und verwies damit auf die unendliche Energie der Sonne – ein Kernfusionsreaktor vom Feinsten!  Und ich bin der festen Überzeugung, dass diese Aussage zutrifft, richtig ist und nun endlich anerkannt und umgesetzt werden muss. Worum geht es ganz einfach: Sonnenenergie (als Sonnenwärme, Sonnenstrom, Wind, Wasserkraft, Biomasse u.a.) muss aus dem Sommer in den Winter übergeleitet werden. Das funktioniert im Kleinen wie im Großen, wir sind in der Lage, die Sonne, die ja dezentral scheint, dezentral zu nutzen und zu „sammeln“.  Wer hindert uns daran? Eigentlich nur die Politik mit ihren Gesetzen, die durch die Mineralölgesellschaft und die Kohlelobby diktiert wurden und werden. Ein einfaches Zulassen aller technischen Möglichkeiten, die es heute bereits gibt und die funktionieren, und wir wären nicht bei über 50 Prozent Anteil der erneuerbaren Energien am Verbrauch, sondern schon viel weiter. Die Hinterlassenschaften von Kohle und Atom werden noch unsere Enkelkinder und weitere Generationen belasten. (Trinkwasserversorgung für Berlin aus der Spree ist schon lange sehr aufwändig und in Gefahr?).  Wie könnte eine kleine Zelle (oder größere) der autonomen Nutzung der Sonne aussehen? Wenn sie scheint, wird sie genutzt – als Wärme und Strom, der Überfluss wird gespeichert – in Wärmespeichern und als elektrischer Strom im Haus und in Elektrofahrzeugen. Noch ist es mir leider nicht erlaubt, ein am Tag durch die Sonne vollgetanktes Auto in der Nacht für meine eigenen Strombedarf zu nutzen, ich muss den Umweg über einen hauseigenen Speicher gehen. Aber die Zeit wird kommen. Wie viel natürliche Strahlungsenergie aus der Sonne steht uns denn eigentlich zur Verfügung? In meinem Buch „Voller Energie voraus… – Beispiele aus Potsdam-Mittelmark“ habe ich das Angebot und den weltweiten Verbrauch dargestellt:

Soviel steht uns zur Verfügung- und sowenig wird gebraucht. Ich erlaube mir, die autonome Zelle in einem anderen Artikel zu beschreiben.

Denken Sie darüber nach und helfen Sie mit: Indem Sie dafür streiten, dass keine Heizung mehr mit Öl oder Gas betrieben wird, dass ein Haus nur noch gebaut wird, wenn es ein Passiv oder Energieplushaus ist, dass wir mit jedem Haus und Dach die Sonne indirekt und direkt nutzen. Als Sonnenbrand ist diese enorme Energiemenge vergeudet. Auch für Beelitz zur Landesgartenschau könnte ich mir ein überzeugendes Demonstrationsprojekt vorstellen: Die Darstellung der in Beelitz durch alle vorhandenen alternativen Energieerzeugungsanlagen produzierten Kilowattstunden – und das jeden Tag neu in Kooperation mit dem Energienetzbetreiber.  Ich denke, das wäre ein Höhepunkt für die Landesgartenschaubesucher. Wollen wir es wagen? Ich verbleibe mit sonnen-energi (E ) schen Grüßen Ihre Dr. ELKE SEIDEL

Beelitz, den 2. August 2020

Artikel-Bild von seagul auf Pixabay